In einem, in unserem Besitz befindlichen Pachtvertrag vom O8. März 1932 heißt es
u.a.:
Gemarkung
- Brambauer
Flur
- 3
Nummer
- 2473/127 Pachtplan Nr. 17 und 27
Kulturart
- Acker
Zum Preis von - 0,20 RM für die
Rute
30 Ruten = 6,00 Reichsmark/Jahr.
Im Jahre 1931 schlossen sich die
Grabeländer zu einem Verein zusammen, der den Namen "Kleingärtner und
Kleinsiedlerverein Brambauer" trug.
In der Beilage “Bäder und Reisen" der Dortmunder Zeitung
von Sonntag dem 29. Mai 1932, heißt es:
"Brambauer und seine Umgebung
-u.a..... Der an der nördlichen Seite des Ortes groß angelegte Kommunalfriedhof
mit einer modernen Friedhofhalle ist eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges. Dem
Wanderer bietet dann aber auch die nähere Umgebung manches, was er in der
Großstadt nicht findet. Der Weg führt zunächst vorbei an einem Einsiedler,
dessen sehenswerte Besitzung wir hier im Bild bringen, durch ein grünes Tal mit
groß angelegten Fischteichen....."
Die in dem Artikel erwähnte
"Einsiedelei" war die Parzelle des 1. Vorsitzenden und Mitbegründers des
damaligen "Kleingärtner und Kleinsiedlervereins" Paul Hoffmann, der damals auch
die erste Laube erstellt hatte, die sich etwa dort befand, wo der heutige Garten
Nr. 32 liegt. Auch das in dem Artikel erwähnte Tal, ist zum Teil noch vorhanden.
Es liegt im nördlichen Teil unserer heutigen Anlage und wird dort von den
Kleingärtnern liebevoll "Bärenschlucht" genannt. Es ist ein einzigartiger
Biotrop. Zwischen das Grabeland schob sich eine im Jahre 1933 von Ludwig Vollmer
errichtete Hühnerfarm, die im Laufe der Jahre in eine Gärtnerei umgewandelt
wurde. Damals stand die Sicherstellung der Ernährung der Kleingärtner und ihrer
Familie im Vordergrund.
Eines der bekanntesten Mitglieder
war Hermann Schmälzger. Bereits im November 1932 war er als "Grabeländer" auf
der Parzelle 28 Pächter von 26 Ruten Grabeland. Nach dem Krieg war Hermann
Schmälzger in der Zeit von l946 - 1952 sozialdemokratischer Bürgermeister und
von 1952 bis l955 Oberbürgermeister der Stadt Lünen. Im Januar 1953 hat er
seinen Garten abgegeben.
In der
Vereinsversammlung vom 10. März 1935 wurde einstimmig ein Antrag an den
Oberbürgermeister der Stadtgemeinde Lünen beschlossen, den "Kleingärtner- und
Kleinsiedlerverein" gerichtlich einzutragen. Nach Eingang des Antrages bei der
Stadt Lünen, wurde bereits am 16. März 1935 ein Generalpachtvertrag zwischen der
Stadt Lünen und den Kleingärtnern und Kleinsiedlerverein abgeschlossen.
Im Protokoll vom 27. Oktober 1935 heißt es: "Laut Antrag vom 10.03.1935, gemäß §
5 der Kleingärtnerordnung vom 31.07.1919 wurde der Kleingärtner und Kleinsiedler
Verein Brambauer als gemeinnütziges Unternehmen, zur Förderung des
Kleingartenwesens vom Regierungspräsidenten in Arnsberg anerkannt."
Wenn der Verein heute stolz darauf
ist, einen PH-Meter zu besitzen, kann man nur sagen "alter Hut". Am 21.02.1937
wurde beschlossen, einen PH~Meter auf Kosten des Vereins zu beschaffen.
Im Jahre 1937 mußten mehrere
Mitglieder ihr Grabeland für den Bau des Freibades Brambauer abgeben. Im
Austausch dafür erhielten sie Land entlang der Friedhofstraße. Mit der
Umgestaltung von Grabeland in Kleingärten wurde 1938 begonnen. Den Mitgliedern
wurde ein Schulungsplan vorgestellt und Schulungskurse wurden eingeführt. Sinn
und Zweck war allerdings nicht die Einrichtung von Kleingärten zum Zwecke der
Erholung und Entspannung. Vielmehr sollten die Kleingärtnervereine dazu
beitragen, den nationalsezialistischen "Vierjahresplan" zu erfüllen. In den
Jahren 194O bis l942 wurden alle Grabeländer gezwungen Mitglied des Vereins zu
werden, andernfalls mußten sie ihr Grabeland aufgeben.
Im Jahre 1947 wurde die Anlage in
ihrer jetzigen Parzellierung neu eingeweiht. Da es sich wieder fast
ausschließlich um Bergleute handelte, gewährte die Zeche Minister Achenbach
großzügige Unterstützung. Fast alle der heutigen großen Obstbäume wurden im
Münsterland und in Holstein "besorgt". Gültige Handelswährung war Kohle: 1
Obstbaum = 2 Zentner Kohle + 1 Mark.
Im Jahre l95l wurde damit begonnen,
in der Gemarkung "Am Siepen" neue Kleingärten zu erschließen. Gartenfreund Otto
Keller wurde für diesen Bereich als Fachberater gewählt In einer
außerordentlichen Mitgliederversammlung am 10.08.1952 stimmte die Mehrheit der
Mitglieder, die in der Neuanlage einen Garten hatten, für Trennung und Schaffung
eines eigenen Vereins.
Anfang der fünfziger Jahre wurden jährlich große Gartenfeste gefeiert, die im Brambauer Volksmund "Gurkenfeste" genannt und die großen Beifall fanden.
Der Bau eines Vereinshauses wurde bereits 1953 beschlossen, verwirklicht werden konnte das Vorhaben erst sehr viel später.
Die Verlegung der Wasserleitung zur Grundversorgung konnte l954 abgeschlossen werden. Für diese Grundausstattung wurden vom Verein DM 2.452,33 aufgewendet. Die Arbeiten wurden in Gemeinschaftsarbeit ausgeführt.
Bereits im Jahre l954 wurden die
ersten Überlegungen angestellt, die Anlage mit Strom zu versorgen. Mit
Unterstützung der Zeche Minister Achenbach wurde l954 die Anlage über
Freileitungen an das Stromnetz angeschlossen Viele freiwillige Arbeitsstunden
waren notwendig, um diese Arbeiten durchzuführen. Die Kosten wurden anteilmäßig
auf die Gartenmitglieder umgelegt.
W
Es heißt dazu: „Die Frauengruppe ist selbständig, untersteht aber dem
Hauptverein. Für Außenstehende ist ein Beitrag von DM 1,00 zu erheben."
Im Herbst 1965 war das Vereinshaus fertiggestellt. Bereits in der ersten
Mitgliederversammlung stellte man fest, daß der Versammlungsraum zu klein war,
man beschloß daher sofort eine Erweiterung vorzunehmen. Im April 1966 wurde
dafür die Baugenehmigung erteilt. Auch dieser Anbau wurde ausschließlich in
Eigenhilfe erstellt. Die Einweihung fand am 20. Juli 1968 statt. Die gesamte
Bauzeit, vom ersten Spatenstich bis zur Fertigstellung des Anbaus, betrug fast 4
Jahre.
Am 8. März 1975 wurde der Beschluß gefaßt, die veralteten
Freileitungen durch Erdkabel zu ersetzen. Die Kosten, die sich auf DM 20.500,00
beliefen, wurden durch Mitgliederumlage aufgebracht. Die Verlegearbeiten, die in
Selbsthilfe durchgeführt wurden, konnten Ende 1977 bis auf 6 Parzellen
abgeschlossen werden.
Die nächste größere Maßnahme wurde 1984 durchgeführt. Das
ehemalige Gelände der Gärtnerei Vollmer, das seit einigen Jahren brach lag,
wurde in Kleingarten-Parzellen umgewandelt„ Die Kleingärtner haben in
gemeinsamer Arbeit eine hervorragende Fleißarbeit vollbracht. Am 27. September
l984 wurde die Baugenehmigung zur Errichtung der Lauben erteilt. Am 27„ November
1984 konnten 7 "Neugärtner" Richtfest feiern. Dazu konnten wir auch den
Bürgermeister der Stadt Lünen Herrn Harzer und den zuständigen Dezernenten Herrn
Hölzner begrüßen. Nach Fertigstellung der 8 Gärten wurde die Anlage zu einer
geschlossenen Einheit.
1986 wurden weitere 16 Parzellen erschlossen. Damit hat
die gesamte Kleingartenanlage flächenmäßig wieder die Größe erreicht, auf der
1931 die "Grabeländer" mit der Erschließung und Urbarmachung begonnen hatten.
Seither sind 55 Jahre vergangen.
das Bild zeigt die Gartenanlage 1986